Poesie und Prosa

Zaira
Aminova

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Werke

Poesie

Des Minnesängers Lied

Als Minnesänger würd’ ich wandern,
Von Land zu Land.
Die Lieder, die gesungen von anderen,
In mir ich fand.

Als Minnesänger würd’ ich lieben
Den freien Weg.
Wo ferne Orte ruhig blieben,
Es wird mit Mut und Sinn geschrieben,
Der Reise Zweck.

Ich hätte gern’ gesucht die Wörter,
Die schon vergessen sind.
Ich hätte gern’ getroffen Götter.
Da wird mein Kopf ein Ehrenopfer,
Wo Zeit verrinnt.

Ich würde wandern und genießen
Des Lebens Pfad.
Ich würde nichts und nie vermissen,
Einsam und glücklich, würd’ ich wissen,
Des Minnesängers Fahrt.


Leuchtturm

Am Abend schau’ ich durch’s Fenster:
Im Hafen scheint der Turm.
Im Meer sieht man ihn als ersten,
Wenn Schiffe sind im Sturm.

Um Achse dreht sich schnell der Strahl,
Der Finsternis durchstößt.
Er lässt dem Zweifel keine Wahl,
Von Kümmernis erlöst.

Ach wenn ich könnte sehen das,
Was Schiffe alles sahen
Auf ihren Reisen, durch das Glas,
Wie ferne Länder nahen.

Ich gehe tastend in der Nacht,
Ich gehe über Stock und Stein.
Was trifft mich - Segen oder Krach,
Was vorbestimmt für mich allein?

Zu wissen das ist nicht vergönnt.
So soll es sein. Ich gehe dann.
Ich sehe nachts den Horizont,
Da geht das Licht im Turm schon an.


Herbstzeit Lucretia

Diese Herbstzeit ist wie immer
Mit der trauten Umarmung,
Mit der Zärtlichkeit der Schritte –
An Lucretia erinnernd,
Welche hat, mit ihrer Milde,
Mitgefühl und gutem Herzen,
Mit der Anmut und der Schönheit,
Sich zu Füßen Rom gelegt.

Diese Herbstzeit ist wie immer
Mit den Blättern, rot und raschelnd,
Welche flüstern, wispern, zischeln,
Welche spöttisch leise tuscheln –
An Lucretia erinnernd.
Ihre Strähnen, schimmern golden,
Haben mit den Ringellocken
Rom im Sonnenschein geblendet.

Diese Herbstzeit ist wie immer
Mit der Stille tiefer Seen,
Ihrer Frische, ihrer Ruhe –
An Lucretia erinnernd,
Wessen Augen sind heller,
reiner, heiterer, lebhafter,
Haben mit den klaren Blicken
Rom auf ewig unterworfen.

Diese Herbstzeit ist wie immer,
Wird nicht lange sich vergnügen.
Eines Tages, unerwartet,
Kommt der Sturm und alles flutet,
Wie dereinst der Wind wegraffte
Alle Hoffnungen und Träume
Von Lucretia und hatte
Rom zum Fraß sie vorgeworfen…


Ich fliege heute los nach Düsseldorf

Ich fliege heute los nach Düsseldorf.
Die Flügel frieren langsam und sich wandeln.
Über den anderen ich sehe Deinen Kopf.
Du bist schon da, das Flugzeug ist gelandet.

Du bist gekleidet, nach wie vor, sehr schick.
Vom kalten Wind sind Lippen rot und trocken.
Du hast nen’ scharfen und verspielten Blick,
Deine Frisur verrät einige Locken.

Du sagst mir diese Wörter ruhevoll,
Du küsst die Hand und lächelst strahlend.
Das war’s. Allein ich bleiben soll,
Ich fliege in den Himmel heute Abend.


Abendhimmel

Im Kummer strebe ich zum Abendhimmel,
Sinnlos versuche ich ihn zu erreichen
In Hoffnung mich dem Boden zu entreißen,
Damit zu leben ohne Zaungewimmel.

Die Zäune, Gitter, Schranken wetzen Zähne;
Verfolgen, fangen, fesseln sie mich fest.
Sie hören nicht den ruhigen Protest,
Und kreuzigen die klare junge Träne.

Ich würde wie ein Wasserfall ertönen,
Wenn meinen Kummer könnte ich in Worten
Ergießen und vergessen alle Orte,
Die meine Seele mit Dunkelheit erkrönen.

Der Abendhimmel ist weithin geflossen,
Beleuchtend, schwanken Pappelgipfel.
Dort finden Vögel wieder ihren Willen.
Der Weg dahin ist nur für mich geschlossen.


Hexenhammer

Am Steuer lenkt der Blinde,
sorglos und ungestört.
Und schwimmt der Narr zur See,
der tief und endlos ist.

Und sitzt hinter dem Gitter
der Weise einfach still.
Der Stolze bettelt trostlos
Und streckt die Hand dahin.

Der Dieb ist angesehen,
Der Wanderer unfrei.
Die Weite eng geworden,
Vielfalt zerstört dabei.

Gesetz wurde verknittert,
Verströmen Flüsse Gift.
Ein Muster des Halbmenschen
Erzeugt von ihnen ist.

Die Sturmgewehre wurden
In Massen hergestellt.
Der Bruder schießt auf Bruder
Mit ihnen auf Befehl.

Nur Angst in ihren Augen,
Nur Kälte ist im Herz.
So welche gierigen Hände
Der Hexenhammer schwärzt?!


Falls du mich an einem Tag vermisst

Falls du mich an einem Tag vermisst –
Schau’ in den Himmel sorgenfrei.
Ist dein Blick ein helles Sonnenlicht,
Dann die Schwermut geht bei dir vorbei.

Dort, wo blau-weißer Schleier fließt,
Morgenhimmel zieht sich langsam an.
Weil da mein geheimes Haus ist,
Finde die Gestalt im Ozean.

Immer habe ich davon geträumt,
Dass ich eines Tages fliegen kann.
Meine Flügel hätten sich gefreut,
Aber Pflicht zu bleiben ging voran.

Da die Schulden abgegolten sind,
Bin ich frei zu leben wie ich will.
Jetzt kann segeln ich im starken Wind,
Dort ist es geheimnisvoll und still.

Hier ist meine Bürde nicht so schwer,
Und mein Weg ist ätherisch und klar.
In dem Himmel bin ich glücklicher vielmehr
Als ich auf der Erde glücklich war.